Nachhaltigkeit und CO₂-Bilanz: Vom Nice-to-have zum Muss

06.09.2025

Noch vor wenigen Jahren galt Nachhaltigkeit in der industriellen Beschaffung als ein "weiches Kriterium". Preis, Qualität und Lieferzeit dominierten, während Umweltaspekte eher in Imagebroschüren auftauchten. Heute hat sich das Bild grundlegend verändert: Nachhaltigkeit und CO₂-Bilanz sind harte Entscheidungskriterien geworden, die über Auftragsvergabe oder Ausschluss entscheiden können.

Warum Nachhaltigkeit so wichtig geworden ist

  1. Regulatorischer Druck
    • Mit dem EU Green Deal und der CSRD (Corporate Sustainability Reporting Directive) sind große Unternehmen verpflichtet, ihre Lieferketten CO₂-neutraler zu gestalten und dies auch zu berichten.
    • Zulieferer ohne entsprechende Daten laufen Gefahr, von Ausschreibungen ausgeschlossen zu werden.
  2. Marktdruck von Endkunden
    • OEMs in der Automobilindustrie verlangen heute detaillierte Angaben zur CO₂-Bilanz jedes Bauteils.
    • Auch Konsumenten achten stärker auf Nachhaltigkeit – und dieser Druck setzt sich entlang der gesamten Wertschöpfungskette fort.
  3. Risikomanagement
    • Unternehmen wollen Risiken durch nicht nachhaltige Lieferanten vermeiden – sei es durch steigende Energiepreise, drohende Strafabgaben oder Reputationsschäden.

Was Einkäufer konkret verlangen

  • Product Carbon Footprint (PCF) für Bauteile oder Serien.
  • Energiequellen-Nachweis: Nutzung von Ökostrom oder fossilen Energieträgern.
  • Abfall- und Recyclingkonzepte.
  • Zertifikate wie ISO 14001 oder EMAS als Beleg für systematisches Umweltmanagement.

Ein Lieferant, der diese Angaben nicht machen kann, verliert zunehmend Wettbewerbsfähigkeit.

Praxisbeispiel: Verlorene und gewonnene Aufträge

Ein mittelständischer ungarischer Zulieferer verlor 2022 eine Ausschreibung, obwohl sein Preis 7 % unter dem Wettbewerb lag – Grund: fehlende CO₂-Daten.
Nach Investitionen in ein Energiemanagement-System und der Umstellung auf 100 % erneuerbaren Strom konnte er innerhalb eines Jahres nicht nur an neuen Ausschreibungen teilnehmen, sondern sogar einen Großauftrag von einem deutschen Automobilzulieferer gewinnen.

Die Lehre: Nachhaltigkeit ist kein Kostentreiber, sondern ein Umsatztreiber.

Vorteile für Lieferanten

  • Neue Marktchancen: Teilnahme an Ausschreibungen, die ohne Nachhaltigkeitsnachweis verschlossen bleiben.
  • Höhere Margen: Einkäufer akzeptieren höhere Preise, wenn CO₂-Transparenz geboten wird.
  • Langfristige Partnerschaften: Nachhaltige Lieferanten gelten als zukunftssicherer und werden bevorzugt gebunden.
  • Interne Effizienzgewinne: Energieeinsparungen und Prozessoptimierungen senken gleichzeitig Kosten.

Rolle digitaler Plattformen

Moderne Plattformen wie HUPROD können Nachhaltigkeitsdaten integrieren:

  • Automatische Berechnung der CO₂-Bilanz anhand von Material und Maschinenzeiten.
  • Standardisierte Reports für Einkäufer.
  • Vergleichbarkeit zwischen Lieferanten – ähnlich wie beim Preis, aber mit Nachhaltigkeitskennzahlen.

So entsteht ein neues Entscheidungskriterium, das zunehmend den Ausschlag gibt.

Fazit

  • Nachhaltigkeit ist von einem "Nice-to-have" zu einem Muss geworden.
  • Ohne CO₂-Bilanz und Umweltmanagementsystem sind Lieferanten in vielen Branchen chancenlos.
  • Wer dagegen frühzeitig Transparenz schafft, sichert sich nicht nur Aufträge, sondern auch höhere Margen und stabile Kundenbeziehungen.
  • Deutsche Einkäufer erwarten heute von jedem Zulieferer einen klaren Nachhaltigkeitsnachweis – und werden dies in Zukunft noch konsequenter einfordern.